Solidarität Piräus ist eine griechische soziale Kiezinitiative, die 2012 von einigen Privatpersonen in Piräus gegründet wurde. Die ursprüngliche Idee, Lebensmittel und Kleidung zu sammeln und an Bedürftige zu verteilen, ist im Laufe der Zeit erheblich erweitert worden: Inzwischen werden auch Schuhe, Bücher, Spielzeug, Medikamente und Sanitätsartikel gesammelt und verteilt. Die gespendeten und/oder auf dem Markt gesammelten Lebensmittel kommen in die „solidarische Sozialküche“:
An vier Tagen in der Woche wird auf dem Platz vor dem Büro, der inoffiziell „Platz der Solidarität“ heißt, an alle, die kommen – Griechen oder Geflüchtete – warmes Essen verteilt. Es sind jeweils etwa 80 bis 100 Personen.
Daneben gibt es eine „Unterstützungsschule“, in der einerseits Nachhilfeunterricht, aber auch eine Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung zur Universität angeboten wird. Andererseits gibt es dort Fremdsprachenunterricht für Jugendliche und Erwachsene.
In einem leer stehenden Laden, der der Initiative kostenlos überlassen wurde, werden alte Möbel und Kleidungsstücke, die gesammelt wurden, von einer TischlerInnen- und einer NäherInnengruppe umgearbeitet (upcycling) und verkauft.
Ein wichtiger Schritt in die Richtung einer alternativen Tauschökonomie wurde im Jahr 2016 unternommen, als die „Solidarität“ ihre eigene Währung, den „Porto“, erschaffen hat. Der „Porto“ fungiert als elementares Tauschmittel.
Die tragende Idee der Organisation ist es, ihren Mitgliedern unter der Devise gegenseitiger Hilfe und nicht Wohltätigkeit die Würde zurückzugeben, die sie in den Jahren der Krise und Massenarbeitslosigkeit verloren haben.
Solidarität Piräus zählte zur besten Zeit zirka 200 aktive Mitglieder, die in einer von zehn Arbeitsgruppen tätig sind. Respekt für Griechenland hat seit 2018 Kontakt zu Solidarität Piräus. Mit einer Spende von 3500 € konnten wir zu einer Verbesserung der Küchenausstattung beitragen. Die Initiative hat große Schwierigkeiten die monatlichen Grundkosten von 1500 € für Miete, Elektrizität Gas und Transport zu bezahlen, die nicht über das Tauschprinzip – Arbeitszeit gegen Waren, erbracht werden können. Wir helfen hier mit einem Betrag von 300 € monatlich, der von einem „Freundeskreis Piräus“ gespendet wird. Die Zusammenarbeit wird dadurch erleichtert, dass die Initiative als „AMKE“ („Nicht eigennützige Gesellschaft des griechischen bürgerlichen Rechts“) in das Allgemeine Handelsregister der Industrie- und Handelskammer Piräus eingetragen ist.
Im Mai 2019 habe ich die Initiative in ihren Räumen besucht. Während ich mich mit Kati Mendoni im Büro im 1.Stock über die gegenwärtigen Aktivitäten und Probleme unterhielt, war im Erdgeschoß viel los. Einerseits holten Bedürftige Brot und andere Lebensmittel ab, andererseits schnippelten Frauen Gemüse für das Mittagessen. Draußen auf dem Platz loderte schon das Feuer unter einem großen Kessel. Dort hinein wanderte das Gemüse. Gegen 13 Uhr dampfte die Suppe, und es bildete sich eine Schlange von Menschen, die mit ihren Schüsseln Essen holten. Sie bekamen auch immer noch ein Stück Brot dazu.
Im Gespräch habe ich erfahren, dass die von Supermärkten gespendeten Lebensmittel nicht mehr ausreichen, um vier mal in der Woche Essen zu kochen. Sie müssen Lebensmittel hinzukaufen. Respekt für Griechenland hat daher beschlossen, die monatliche Unterstützung von Solidarität Piräus von 300 € für die Basiskosten (Miete, Elektrizität, Gas und Transport) um 100 € für Lebensmittel zu erhöhen, die auch von dem Freundeskreis Piräus aufgebracht werden.
Nachtrag Ende 2020:
Die Arbeitsweise und die tragenden Personen von Solidarität Piräus haben sich inzwischen stark verändert. Formal ist die Gruppe keine „AMKE“ mehr (nicht eigennützige Gesellschaft des griechischen bürgerlichen Rechts). Auch sind die Rückmeldungen über die laufenden Arbeiten sehr rar. Der Verein hat deshalb im Einklang mit dem Freundeskreis entschieden, die Förderung vorerst einzustellen.
„Solidarität Piräus“ – Eine Darstellung von Kostas Dimakopoulos (2018)