Klimaschulprojekt Athen, Eintagsfliege oder nachhaltig und beispielhaft?
Projekte und Eintagsfliegen haben eine eher begrenzte Lebensdauer. Bei den Fliegen sorgt die Fortpflanzung für den Erhalt der Art. Bei Projekten entspricht das einer nachhaltigen, das heißt andauernden Wirkung.
Zwei Jahre nach einem begeisternden Abschluss unseres Klimaschul-Projekts in Athen haben wir,
die Klimaschutz-AG des Berliner Vereins „Respekt für Griechenland“ uns mit der Nachhaltigkeit unseres Projekts auseinandergesetzt. Bei den aktuellen Rückmeldungen der damals beteiligten Partner ist einiges zusammengekommen:
Über „Respekt für Griechenland“, „Unabhängiges Institut für Umweltfragen“ und „BNE-Zentrum“ sind die Berliner Erfahrungen mit Energiesparprojekten an Schulen nach Athen gelangt. 20 griechische Schulberater*innen wurden in Athen ausgebildet.
Projektergebnisse werden von der griechischen Bildungsverwaltung genutzt
Unter Berücksichtigung der Erfahrungen von 200 Lehrkräften, die an 70 Klimaschulen in Athen Energiesparprojekte durchgeführt haben, ist eine umfassend unterrichtspraktisch angelegte Broschüre entstanden. Sie steht Interessenten in ganz Griechenland für ihre Unterrichtsgestaltung online zur Verfügung.
Unsere Partnerin im 1. Athener Grundschul-Direktorat von Attika, Maria Dimopoulou, berät auch heute noch unermüdlich Interessenten und bietet als staatliche Koordinatorin für Umweltbildung Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte an, aktuell als Beispiel im Juni 2021 zum Thema Klimaneutralität zusammen mit unseren bewährten Projektpartnern vom Berliner Unabhängigen Institut für Umweltfragen UfU e.V.
Maria Dimopoulou verbreitet unsere Projektergebnisse durch die Erstellung von Materialien für das griechische Institut für Bildungspolitik. Sie sind ein offizieller Beitrag zum Thema Klimawandel in den staatlichen Lehrplänen für alle Schulen Griechenlands. Auch zwei Jahre nach Projektende ist unser Projekt so in den Strukturen des Bildungsministeriums integriert und wird weiter entwickelt.
FortbildunG von Lehrkräften durch Maria Dimopoulou https://anemosananeosis.gr/en/eukiclmsch66-2/
Beteiligt war sie außerdem bei der Übertragung unseres Athener Projekts nach Thessaloniki mit finanzieller und konzeptioneller Unterstützung durch die Böll-Stiftung Griechenland.
Erweiterung durch Zusammenwirken von Schüler*innen und Ingenieuren
Außerdem initiierte „Respekt für Griechenland“ ein Pilotprojekt „Building-Checks with Pupils“ zur energetischen Analyse von Schulgebäuden mit Beteiligung von Ingenieuren und Schüler*innen. Das Projekt wurde zusammen mit der Athener Bauverwaltung geplant und durchgeführt. Technische Vorschläge aus dem Pilotprojekt wurden in ein energetisches Sanierungsprogramm für Athener Schulen aufgenommen und dadurch Zeit und Geld für eigene Analysen gespart.
„Open Schools“ als Modell für 30 Schulen in Griechenland vorgesehen
Die ehemalige Vizebürgermeisterin von Athen, unsere Projektleiterin Maria Iliopoulou hat die Beratungsfirma Open-Horizons gegründet, u.a. um mit griechischen Stadtverwaltungen ihr von Stiftungen ausgezeichnetes Athener Konzept „Open Schools“ unter Einbeziehung der Klimaschulerfahrungen zu realisieren. Die griechische Regierung hatte sogar ein staatlich finanziertes Pilotprojekt für 30 Schulen mit dem Ziel der Übertragung auf ganz Griechenland angeboten. Die Realisierung wurde leider durch die Schulschließungen im Lauf der Corona-Pandemie unterbrochen.
Energiesparprojekte ergänzt durch Erneuerbare Energie und Smarte Netze
Die im Projekt sehr engagierte Ingenieurin Maya Andreou hat in Athen die Firma Community Energy River gegründet und bietet Energiesparprojekte an den ehemaligen Projektschulen in Athen an. Durch „Respekt für Griechenland“ und eigene Projektmittel hat sie die notwendigen Umweltmessgeräte zur Verfügung. Darüber hinaus hat Maya Andreou vor kurzem die Genehmigung vom griechischen Bildungsministerium erhalten, drei selbst entwickelte Klimaschutzmodule in ganz Griechenland anzubieten (Energiesparen, Erneuerbare Energie, Smarte Netze). Wenn die Schulen wieder zu einem normalen Betrieb zurückkehren können, stehen weitere Mitarbeiter*innen bereit.
Zivilgesellschaft beteiligt
Nikos Chrysogelos als zivilgesellschaftlicher Projektpartner mit „Wind of Renewal“ bietet in Athen weiterhin Veranstaltungen zu Klimaschutz- und anderen Themen einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung an, u.a. durch Beteiligung am Projekt YESclima, in dem junge Energie-Expert*innen in der Durchführung von Energie-Audits in Schulen geschult wurden.
Ein ähnliches Zusammenwirken zwischen den Verantwortlichen für Pädagogik und denen für Gebäude sowie zivilgesellschaftlichem Engagement wie in Athen konnte bisher weder in Berlin als Bundesland noch in einem seiner Bezirke realisiert werden und ist unserer Meinung nach deshalb beispielhaft!
Weitere Vorhaben durch Corona-Pandemie ausgebremst
An zwei Schulen außerhalb Athens sind wir an Planungen für Unterrichtsprojekte beteiligt. Eine Durchführung wird allerdings erst möglich, wenn die Corona-Pandemie dies zulässt.
Ein weiteres Folgevorhaben war und ist der deutsch-griechische Jugendaustausch. Drei Reisen wurden 2019/2020 geplant, ein Austausch fand statt, zwei fielen kurz vor der Durchführung wegen der Corona-Pandemie aus. Drei Berliner Organisationen (Bund Deutscher Pfadfinder, Schreberjugend und BUND-Jugend) konnten als Partner gewonnen werden und in Athen die griechischen Naturfreunde. Nach den Sommerferien, bei hoffentlich normalem Schulbetrieb werden wir vorerst mit digitalen Formaten darauf zurückkommen und sind an Berliner Partnern interessiert.
Ärgerlich: Mess- und Experimentiergeräte unter Verschluss
Ein Trauerspiel ist allerdings, dass durch die Untätigkeit der neuen Athener Stadtverwaltung nach den Wahlen von 2019 das bereits 2017 vorbildlich sanierte Gebäude für ein Umweltbildungszentrum in Athen immer noch nicht genutzt werden kann und dass die Koffer mit Umweltmessgeräten und weitere Koffer mit Experimentiergeräten aus dem Klimaschulprojekt seit Projektende in der Athener Stadtverwaltung verstauben!
Kontakt: Wolfgang Schwarz BNE-Zentrum.de 29. Mai 2021