Gedenkveranstaltung 2021

Der Gedenktag am 16.08.2021 im Märtyrerdorf Kommeno
Bericht von Amar Bašić

Griechenland im Sommer 1943. Das Dorf Kommeno im Epirus wird am frühen Morgen des 16. August im Rahmen einer „Vergeltungsaktion“ von der Gebirgstruppe „Edelweiß“ angegriffen. 317 Zivilisten, Männer und Frauen jeden Alters, Jugendliche, Kinder und Alte werden in nur wenigen Stunden widerstandslos ermordet. Das Dorf und die Leichen niedergebrannt. Eine fast vollständige Auslöschung.

Am 16.08.2021 fand wie jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung zu jenem grausamen Geschehen statt. Eingeleitet mit einem Gottesdienst versammelten sich die Menschen um den Obelisken am Hauptplatz, mit den 317 eingravierten Namen der Opfer. Die Veranstaltung wurde mit der Willkommensrede der Bürgermeisterin der Muncipality Nikolaos Skoufas, Frau Rosina Vavetsi, die auch für Kommeno zuständig ist, eröffnet. Anschließend wurde das Wort für die Hauptansprache an den Bürgermeister von Kalavryta, Herrn Thanassis Papadopoulos, der auch Präsident des „Vereins der Märtyrer Städte und Dörfer“ ist, übergeben. Nach einer Schweigeminute begann das Vorlesen aller 317 Namen und endete mit dem Singen der griechischen Nationalhymne. Eine tiefe und melancholische Stimmung lag über dem Hauptplatz. Die Gäste legten, in Begleitung einer bizarren Militärparade, Lorbeerkränze zu Ehren der Toten vor den Obelisken nieder. Einige der Besucher waren: Stellvertretender Minister für ländliche Entwicklung, als Vertreter der Regierung (Herr Stylio), Syriza Abgeordnete aus Arta (Frau Gerovasili, Herr Goga), Österreichische Botschafterin (Frau Hermine Poppeller), Deutsche Generalkonsulin Thessaloniki (Frau Sibylla Bendig), Deutsche Ehrenkonsulin in Ioannina und Igoumenitsa (Frau Kerstin Lohr), Vertreter anderer nahegelegener Märtyrerdörfer, Vereine und Gemeinden.

Unser Beitrag zur Gedenkveranstaltung war eine neben dem Obelisken errichtete Kunstinstallation. Der ortsansässige Künstler Christos Pappas und ich haben sie gemeinsam entwickelt und errichtet. Verbrannte Tische und Stühle als Symbol der Zerstörung. Angeordnet zu einer Tafel, die das Heim und die Familie darstellen sollte und allegorisch für alle Opfer steht. Auf dem Tisch das Porträt der ermordeten Sofia Skara mit ihren Kindern. Unsere Installation ist sehr gut angekommen und hat großes Interesse geweckt. Alle waren sehr zufrieden. Vor allem der Ortsvorsteher von Kommeno. Herr Dimitris Dimou, und die Bürgermeisterin, Frau Rosina Vevetsi. Im Ergebnis hat alles wie geplant funktioniert, trotz einiger vorangegangener Schwierigkeiten.

Unser Text zur Kunstinstallation, übersetzt aus dem Griechischen:
„Sofia’s Tisch
Sofia Skara wurde am 16. August 1943 von ihrem Mann tot auf der Treppe ihres Hauses aufgefunden. Neben ihr lag eine Axt, die sie zur Verteidigung gegen deutsche Soldaten genommen hatte. Im Haus wurden die verbrannten Körper von drei ihrer fünf Kinder und der Mutter ihres Mannes gefunden. Sofia war eine besondere Frau, wie ihr Mann, Seraphim Skaras, 1982 in der ERT-Dokumentation erklärte. Sie war der Grund dafür, dass ihr Mann überlebte, denn sie drängte ihn, das Haus zu verlassen, da es möglich war, dass nur Männer hingerichtet werden würden. Fünfundsechzig Jahre später wurde Sofias Haus von der Gemeinde Kommeno erworben, um dort ein Holocaust-Museum einzurichten. Sofia ist also in gewisser Weise die Gastgeberin des historischen Gedenkens an den Holocaust in Kommeno und auch meine eigene Heldin, eine weitere Frau aus Epirus.
Christos Pappas, bildender Künstler“

„Sofias Tisch“. Eine Installation des bildenden Künstlers Christos Pappas und des Architekten Amar Basic

Ich bin froh, dass ich dieses Jahr gemeinsam mit jemanden aus Kommeno einen Beitrag für den Gedenktag am 16.08 leisten und mit diesem Debüt den Leuten vor Ort meine Motivation und meine Fähigkeiten zeigen konnte. Die Installation wurde inzwischen, wie ich angeregt hatte, in das zukünftige Museum gebracht, das auf seine Eröffnung wartet.

Bisherige Entwicklungen in Kommeno:

Audiowalk
Anfang August habe ich mit Hilfe des griechischen Akustik-Audio-Künstlers Lefteris Krysalis, der an der Bauhaus-Universität in Weimar als Lehrbeauftragter arbeitet, angefangen Interviews mit Dorfbewohnern zu führen. Was die Menschen in Kommeno über das Massaker und die folgenden Jahre wissen und wie sie mit dem generationsübergreifenden kollektiven Trauma umgehen. Wir werden nach Fertigstellung des Audiowalks 5-7 Stationen in Kommeno markieren und mit einer geodatenbasierten Anwendung kombinieren. Mit dem privaten Smartphone kann die App dann über einen QR-Code heruntergeladen werden. Die Aufnahmen werden automatisch wiedergegeben, wenn der Besucher an den Markierungen ankommt. Es wird auch eine Option mit MP3-Playern geben, die für Personen, die kein Smartphone besitzen, kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Markierung des Dorfeingangs
Bei der Erkundung von Kommeno habe ich festgestellt, dass es nur eine sichtbare Information über das Massaker am Ort des Geschehens gibt. Das Monument am Dorfplatz mit den 317 Namen. Während meiner Beschäftigung mit dem historischen Ereignis kristallisierten sich jedoch weitere hervorzuhebende Stellen im Dorf heraus.

Der Eingang eines jeden Ortes ist der wichtigste Moment, wenn Besucher an einem Ort ankommen. Ich entwickle gemeinsam mit den Dorfbewohnern Konzepte wie man den Eingang des Dorfes angemessen markieren könnte.

Die Markierung soll dem Besucher sofort visuell und schriftlich Informationen vermitteln. Verschiedene weitere, allerdings diskretere, Informationstafeln an anderen Stellen des Dorfes sollen zukünftig angebracht werden und jeweils beschreiben was dort geschehen ist. Ich habe vorschlagen, dass alle Markierungen aus Cortenstahl bestehen. Cortenstahl ist als Material einfach, die Markierungen können vor Ort hergestellt werden, da es einen Schmied gibt. Es ist haltbar genug und seine Ästhetik dem Zeitgeist entsprechend.