Fortführung unserer Flüchtlingsarbeit in Athen in 2025 gesichert

Bericht von Herbert Nebel
(Quelle: RfG-Newsletter Dezember 2024)

Noch nie kamen so viel Migrant*innen und Flüchtlinge nach Griechenland wie in 2024. Die meisten Neuankömmlinge stammen aus Syrien und Afghanistan. Nach über 3 Jahren Taliban-Herrschaft in Afghanistan nehmen Übergriffe gegen Frauen, Mädchen und Kritiker*innen ständig zu.

Und nach dem Sieg über das Assad-Regime in Syrien muss die Rebellengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) nun einen neuen Staat aufbauen. Weite Teile des Landes sind nach mehr als 13 Jahren Krieg zerstört, auch die staatliche Infrastruktur. Die HTS ist eine patriarchale, konservative Organisation, in der Frauen überhaupt keine Rolle spielen. Wird es einen Minderheitenschutz geben, sowohl in ethnischer als auch in konfessioneller Hinsicht? Welche Freiheiten und Möglichkeiten wird es für Kurden, Drusen, Christen und Alawiten geben? Wird das türkische, israelische und US-Militär weiter in Syrien eingreifen und gibt es weiterhin russische und proiranische Kräfte, die alle ihre eigenen Interessen verfolgen? Wie groß ist die Gefahr von libyschen Verhältnissen, von einem Auseinanderbrechen Syriens? Ist der Mäßigungsprozess, den der 42-jährige Rebellen-Chef Ahmed al-Jolani sichtbar durchlaufen hat, nachhaltig?

Kaum ist Syrien von Assad´s Terrorregime befreit, sprechen europäische Politiker davon, wie man syrische Geflüchtete schnell zurückschicken kann. Und das, obwohl niemand weiß, wie es konkret mit diesem Land weitergeht. Auch deshalb sind belastbare Prognosen über die Entwicklung von Migrations- und Flüchtlingsbewegungen nach Europa im Jahr 2025 nicht möglich. Anstatt jetzt über Rückführungen zu diskutieren, haben wir uns als Respekt für Griechenland e.V. (RfG) gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Network for Children´s Rights (NCR) in Athen auf die Fortführung unserer Projekte im nächsten Jahr konzentriert.

Die Weiterführung und der Ausbau unserer Projekte steht und fällt damit, dass unsere pädagogische Fachkraft (Lizeta Ziakou) und unsere Sozialarbeiterin (Zoe Dimopoulou) in Athen weiterhin beschäftigt werden können. Dies ist auch deshalb wichtig, weil wir durch unsere Fachkräfte vor Ort die Voraussetzung schaffen, Freiwillige und Praktikant*innen über Programme der Europäischen Union (Europäisches Solidaritätskorps (ESC) und Erasmus+) zu finanzieren, die unsere Fachkräfte bei deren Arbeit unterstützen.

So hatten wir bis August 2024 vier Langzeitfreiwillige (12 Monate) in Athen, die von unserer Partnerorganisation „ICJA Freiwilligenaustausch weltweit e.V.“ (ICJA) im September 2023 entsandt und die über das ESC-Programm finanziert wurden. Zusätzlich hatten wir immer 3 bis 4 über RfG-Spenden finanzierte Freiwillige und über Erasmus+ finanzierte Praktikant*innen, die jeweils 3 bis 6 Monate blieben.

Im September 2024 haben wir 5 von ICJA entsandte Langzeitfreiwillige in Athen begrüßen dürfen, die bis Juli / August 2025 bleiben werden. Ab Januar 2025 werden wir wieder die freien Plätze durch Praktikant*innen und Freiwillige besetzen. Insbesondere die Kooperation mit der Alice Salomon Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung in Berlin wird uns eine Aufstockung in 2025 ermöglichen.

Eine Bewilligung unserer Förderanträge im Dezember 2024 durch die Heidehof Stiftung GmbH und eine Stiftung, die nicht genannt werden möchte, stellt nun die Fortführung unserer Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugend-lichen unter dem Dach von NCR im Jahr 2025 sicher.

Leider werden wir im September 2025 keine über ESC finanzierten Freiwilligen von ICJA mehr bekommen können, weil die Nationale ESC-Agentur Deutsch-lands jetzt darauf besteht, dass die aufnehmende Organisation (NCR) aus dem ESC-Projektbudget des Empfängerlandes (Griechenland) deren Finanzierung sicherstellt. Dafür ist jedoch seit zwei Jahren eine zusätzliche Lead-Zertifizierung notwendig, die NCR in 2025 mit unserer Unterstützung beantragen wird. Wir hoffen diese Zertifizierung bis Herbst 2025 zu haben, so dass NCR – wie früher – dann wieder Projektmittel beantragen und wir ESC-finanzierte Freiwillige nach Athen entsenden können.

Der Erfolg unserer sehr umfangreichen Projekte in Athen beruht auf der Finanzierung von Stiftungen unserer Fachkräfte und von Förderprogrammen der Europäischen Union wie ESC und Erasmus+ für den Einsatz von Freiwilligen und Praktikant*innen. Aber auch ohne die großzügigen Spenden von Privatpersonen wären unsere Aktivitäten in Athen nicht denkbar. Deshalb möchte ich an dieser Stelle Allen sehr herzlich danken, die unsere Flüchtlingsprojekte in Griechenland seit vielen Jahren unterstützen.

RfG hat minimale Gemeinkosten, weil wir in Berlin alle ehrenamtlich für den Verein arbeiten und auch keine Mietkosten für Büroräume anfallen. Das uns anvertraute Geld wird nicht in Hochglanzbroschüren, teure Werbemittel, etc. investiert, es fließt in unsere Projekte vor Ort und kommt Menschen zugute, die unverschuldet in sehr prekäre Situationen geraten sind.