Pervolarides lebt und ist in Thessaloniki sehr aktiv

Bericht von Helmut Kaiser (2 Teile)

Zu Griechenland fühle ich mich schon seit Jahrzehnten hingezogen. Das hat viel mit dem Politiker und Musiker Mikis Theodorakis zu tun, der mein Interesse an diesem Land weckte. Und da internationale Solidarität in meinem Leben eine wichtige Rolle spielt, ich inzwischen im Ruhestand bin und Zeit habe, war es mir ein Bedürfnis nach Griechenland zu kommen, um einen kleinen Beitrag zu einem solidarischen Europa von unten zu leisten. Bei entsprechenden Recherchen bin ich dann auf Respekt für Griechenland gestoßen und so bekam ich Kontakt zu Pervolarides. In letzter Zeit gab es kaum Informationen bzgl. Pervolarides. Ich hoffe mit meinem Beitrag dem etwas entgegenwirken zu können.

Zuerst einmal kurz einige Infos zu Pervolarides (zu deutsch: die Gärtner). Pervolarides ist eine von unzähligen Basisorganisationen, in denen sich Menschen zusammengeschlossen haben um für bessere Lebensverhältnisse zu kämpfen. Sie entstand 2013 in Thessaloniki, unter maßgeblicher Mitwirkung von Filippos und möchte einen Rahmen geben, in dem sich Ausgegrenzte engagieren und ihr Leben gemeinsam mit anderen selbst gestalten können. Seit Herbst 2021 ist Pervolarides ein vom griechischen Staat anerkannter gemeinnütziger Verein mit gewählten Vorstandsmitgliedern. Alle anstehenden Entscheidungen werden bei den zweiwöchentlich stattfinden Mitgliederversammlungen getroffen.

Pervolarides-Infostand beim Green Wave Festival (Filippos und ich)

„Die Gärtner“ verbinden soziale, ökologische und kommunale Ziele. Sie praktizieren aktive Solidarität und soziale Zusammenarbeit. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Lebensmittel und der damit einhergehende Lebensmittelzyklus d.h. Aussaat, Pflege, Ernte und Verarbeitung von Lebensmitteln, die sonst auf dem Müll landen würden. Pervolarides stärkt die Inklusion derjenigen, die ums Überleben kämpfen, die Einkommensverlust oder Obdachlosigkeit erleben und fördert ebenso die Integration von Flüchtlingen und Migranten.

Die Arbeit der „Gärtner“ beinhaltet vier Schwerpunkte:

  • Bereitstellung von warmen Mahlzeiten, frischem Gemüse und Obst für „Persons in Need“ und Obdachlose.
  • Praktizieren der sozial-solidarischen Ökonomie, verbunden mit Bildungsangeboten und Aktivitäten zur Stärkung der Gemeinschaft. Durch Gemeinschaftsaktivitäten beteiligen sich die Menschen direkt an demokratischen und integrativen Prozessen um so ihre Ernährung zu verbessern. Gemeinschaftsaktivitäten tragen auch zum Abbau sozialer Barrieren und größerer sozialer Sicherheit bei.
  • Durchführung von Workshops zur sozialen und politischen Bildung (wie z.B. generationsübergreifende Solidarität, genossenschaftliches Wohnen, städtische Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit). Beteiligung an verschiedenen lokalen, sozialen, politischen Bewegungen. Beteiligung an Kampagnen, deren Ziel es ist, das politische und soziale Bewusstsein der Menschen, denen geholfen wird, zu stärken.
  • Förderung der Mitglieder hinsichtlich basisdemokratischer Ideen Entscheidungen zu treffen, diese zu respektieren und dafür Verantwortung zu übernehmen. Dies ist eine wertvolle Lektion in Demokratie für alle.

Download des vollständigen Berichtes, Teil 1 und 2  mit Bildern (Auszug aus dem RfG-Newsletter vom September und November 2024)


Helmut Kaiser (67), studierter Landwirt und Krankenpfleger, Friedensaktivist, ist ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit aktiv und liebt griechische Musik. Im Mai hatte er sich an uns gewandt und wir vermittelten ihn als Volunteer an unsere befreundete NGO Pervolaridis, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten seit vielen Jahren finanziell und personell unterstützen.