Auf den Spuren der gemeinsamen deutsch-griechischen Geschichte
5.-12. September 2022, Vitsa/Epirus, Griechenland
Geschichte aufspüren, erleben, von der Geschichte lernen – erinnern für die Zukunft. Unrecht, Krieg und Leid nachempfinden und verstehen, Verantwortung übernehmen, die Zukunft in einem demokratischen, friedlichen und solidarischen Europa auf stabilere Grundlagen stellen. Erinnern, weil gerade heute der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Nachkriegsordnung in Europa in Frage stellt und an die Stelle von Menschenrechten und Völkerrecht das Recht des Stärkeren setzen will. Erinnern auch deshalb, weil dieser Krieg gerade die jungen Menschen in Europa vor die Herausforderung stellt, eine begründete und historisch informierte Haltung einzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Hierzu soll diese Begegnungsreise deutscher und griechischer junger Menschen nach Griechenland beitragen.
Die Reise führt nach Epirus, die nordwestliche Gebirgs- und Grenzregion Griechenlands mit ihrer Hauptstadt Ioannina. Auch in dieser Region wurden während der deutschen Besatzung Griechenlands im 2. Weltkrieg (1941-1944) zahllose Verbrechen begangen. Das Land wurde ausgeplündert, Dörfer niedergebrannt, die Zivilbevölkerung massakriert, nahezu alle Menschen jüdischen Glaubens wurden aus Ioannina deportiert und in den Todeslagern ermordet. Der Besatzung folgte ein blutiger Bürgerkrieg, der weitere Wunden aufgerissen hat.
Diese Vergangenheit liegt bis heute wie ein Schatten auf den deutsch-griechischen Beziehungen. Denn Deutschland hat nur wenig Entschädigungen an die Opfer und keine Reparationen für die Zerstörungen gezahlt. Nur die wenigsten Kriegsverbrecher wurden bestraft. Heute, 80 Jahre danach, geht es bei der Begegnung junger Menschen darum, zu einer gemeinsamen Erinnerung zu kommen, die auf dem Wissen über das Geschehene beruht und informierte politische Haltungen fördert. Hierzu gehört auch die Haltung gegenüber der Frage, ob die Zahlung von Reparationen die noch offenen Wunden schließen helfen kann.
Wir wollen die Region gemeinsam erwandern, ihre Geschichte erkunden und unsere Eindrücke, Überlegungen und Erfahrungen in einem Film festhalten. Unser Aufenthaltsort ist Vitsa, ein malerisches Bergdorf, eine halbe Stunde entfernt von der Hauptstadt Ioannina. Wir werden in dieser herrlichen Bergregion wandern, Opferdörfer besuchen, mit Zeitzeugen sprechen und vom Schicksal der Überlebenden erfahren. In Ioannina werden wir den ersten Bürgermeister jüdischen Glaubens in Griechenland kennenlernen und Fragen der Erinnerung mit der Zukunft dieser von Alterung und Abwanderung bedrohten Region verknüpfen.
• An diesem Jugendaustausch können Menschen aus beiden Ländern bis 30 Jahre teilnehmen, die Interesse an der Erkundung der deutsch-griechischen Geschichte haben, die neugierig sind auf die Begegnung mit Gleichaltrigen und ihren Beitrag zur Vertiefung der Beziehungen beider Völker leisten wollen.
• Unterkunfts- und Verpflegungskosten werden übernommen. Für die Flugkosten nach Thessaloniki kann ein Zuschuss von bis zu 130 EUR gegeben werden.
• Sprache: Englisch; es wird aber auch eine Sprachvermittlerin teilnehmen.
Anmeldung mit einem kurzen Motivationsschreiben bis zum 20. Juli 2022
Email: Youthexchange.greece@gmail.com
Reiseleitung: Andreas Poltermann und Olga Drossou
Film-Coach: Ulli Jossner
Der Austausch wird organisiert von Respekt für Griechenland e.V. und der griechischen Organisation Epekeina Hora, Vitsa/Ioannina und wird vom Deutsch-Griechischen Jugendwerk gefördert.