„für ihren sozialen Beitrag zum heiligen Gedenken an die Opfer der Nazi-Gräueltaten im Dorf Lyngiades am 03. Oktober 1943“
(Stadtverwaltung von Ioannina, die Gemeinde Lyngiades und der Kulturverein von Lyngiades)
Dankesworte von Hilde Schramm
Vorstandsmitglied von „Respekt für Griechenland e.V.“
Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Raum war ich das erste Mal im Oktober 2019 zusammen mit Christoph Schminck-Gustavus. Der damalige Ortsvorsteher, Ioannis Avgeris, hatte zu einer Ortsversammlung eingeladen. Ich bot die Unterstützung von Respekt für Griechenland bei der Ausstattung der alten Schule mit Technik und Mobiliar für ein Kulturelles Zentrum mit Museum an. Viele Leute waren gekommen und diskutierten heftig. Die Meinungen gingen auseinander, es gab durchaus Ortsbewohner, die dagegen waren.
Einige Wochen später, ich war längst wieder in Berlin, fand eine neue Ortsversammlung statt. Diesmal wurde abgestimmt. Eine Mehrzahl stimmte dafür, aber es gab auch Ablehnungen – die ich verstehen konnte.
Heute danke ich am gleichen Ort für die Ehrung, die ich erhalte. Ich nehme sie gerne und mit Demut an und freue mich über das damit verbundene Vertrauen in unsere Arbeit.
Vor allem aber wünsche ich, dass das heute eröffnete kulturelle Zentrum mit Museum viele Besucher aus dem In – und Ausland anzieht, und dass die historische Plattform von Alekos Raptis auf großes Interesse stößt.
Der gemeinnützige Verein „Respekt für Griechenland“, den ich hier vertrete, informiert in Deutschland über die weitgehend vergessene Okkupation Griechenlands im 2. Weltkrieg, speziell über das Massaker in Lyngiades. Aber wir wollen nicht nur aufklären, sondern auch praktisch handeln.
Deshalb unterstützen wir Projekte in drei griechischen Opfergemeinden. Wir engagieren uns in Pente Ekklesies, in Kommeno und in Lyngiades.
Unsere finanziellen Mittel sind gering, denn wir erhalten keine Gelder vom deutschen Staat und wir wollen auch keine. Unsere Aktivitäten finanzieren wir ausschließlich durch Spenden von deutschen Bürgerinnen und Bürgern. Als eine der Spenderinnen für Lyngiades möchte ich Henriette Berg nennen.
In Berlin hatten wir Anfang 2019 den Film „Der Balkon – Wehrmachts-verbrechen in Griechenland“ von Chrysanthos Konstantinidis gesehen. Er hatte eine starke und nachhaltige Wirkung auf uns.
Seither hat Respekt für Griechenland den Film in zahlreichen Orten in Deutschland öffentlich gezeigt. In den anschließenden Gesprächen sagten die Anwesenden regelmäßig: „Den Film muss man unbedingt in Schulen zeigen.“
So wurde die Bildungsarbeit mit dem Film eines unserer wichtigsten Projekte.
Durch dessen Vorführung erfahren Lehrende und Lernende meist erstmalig am Beispiel von Lyngiades über die deutschen Massaker an der Zivilgesellschaft.
Inzwischen konnten wir schriftliche Rückmeldungen von Lehrern und Schülern aus über 50 Lerngruppen erhalten und auswerten. Das Ergebnis zeigt, dass der Film großes Entsetzen über die deutschen Kriegsverbrechen auslöst und ebenso tiefes Mitgefühl mit den Opfern. Es folgen intensive Gespräche über Krieg, Faschismus, Menschenrechte und die Verantwortung jedes Einzelnen.
Wie wir, von Respekt für Griechenland, so sind auch viele Jugendliche empört darüber, dass Deutschland den zerstörten Dörfern nicht beim Wiederaufbau geholfen hat und auch seither jegliche Zahlung von Reparationen verweigert.
Abschließend danke ich dem Bürgermeister von Ioannina, mit dem wir vor kurzem ein gutes Gespräch hatten. Ebenso danke ich dem früheren Präsidenten von Lyngiades Ioiannis Avgeris, und ich sehe einer ebenso guten Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten Konstantinos Foukas gerne entgegen.
Soweit hier vor Ort erwünscht, wird sich Respekt für Griechenland auch in Zukunft in Lyngiades engagieren.
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Gesprochene Fassung einer Rede am 06. Oktober 2024 zur Eröffnung des Kulturzentrums in Lyngiades