Wofür haben wir die Spenden nach dem Brand in Nordeuböa im Jahr 2021 eingesetzt?
Anfang August 2021 gab es im Norden Euböas einen großen Waldbrand (über 50.000 Hektar Land wurden geschädigt); gleichzeitig brannte es im Norden von Athen und in etlichen anderen Regionen Griechenlands. Der Brand auf Euböa war der umfangreichste. Eine junge Frau aus der Familie eines Aktiven unseres Vereins weilte zu diesem Zeitpunkt in Limni, einem Ort im Nordwesten der Insel, erlebte die Katastrophe, half und sah unmittelbar die schlimmen Folgen für die Bewohner:innen und die Kulturlandschaft.
Der Verein entschloss sich sofort zu einem Spendenkampagne. Wir wollten den Menschen in der Region helfen, wieder „auf die Beine zu kommen“ und einen Beitrag zum Wiederaufbau der zerstörten Kulturlandschaft leisten. Durch gute Kontakte in die Region sahen wir uns in der Lage, Hilfe zielgerichtet und unbürokratisch zu organisieren und einzusetzen.
Der über den Verein und über persönliche Verteiler verbreitete Spendenaufruf erbrachte in einigen Wochen 31.749,63 € Spenden.
Rechtliche Grundlage für die Verwendung der Spenden ist die Vereinssatzung, hier § 2 Ziffer 3 e (1). Anlässlich der Flutkatastrophe im Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen konkretisierten die zuständigen deutschen Behörden den Einsatz von Spenden für Nothilfesituationen.
Als sich klarer herausstellte, welche Nothilfe seitens der griechischen Bevölkerung und Behörden bereits geleistet wurde und wo speziell wir mit unseren Möglichkeiten helfen konnten, konkretisierte sich unser Konzept: Wir wollten durch Zuschüsse an Ziegen- und Schafhirten die kleinteilige soziale Struktur der Region erhalten, Tiere vor dem Verhungern retten und im kleinen Maßstab Landschaft schützen. Das bedeutete beispielsweise, Ställe wiederherzustellen, zerstörte Zäune zu ersetzen und Ziegen einzuzäunen, damit diese nicht den letzten Rest bzw. erstes nachwachsendes Grün wegfressen konnten und die Vegetation der Region so die Möglichkeit hatte, sich langsam zu erholen.
In dieser Phase setzte der Verein 8.785 € entsprechend dieses Konzepts ein; beispielsweise wurde Material beschafft, um Futtertröge zu bauen und Stalldächer zu reparieren; ein befreundeter Grieche aus Limni führte die Arbeiten umsonst aus.
Wir stellten aber in den folgenden Wochen im Herbst 2021 fest, dass wir nicht die Mittel (Zeit und Auto) hatten, um in Nordeuböa Dutzende Bauern zu kontaktieren, deren Bedarfe zu ermitteln, diese zu priorisieren, Einkaufsmöglichkeiten zu suchen und das Material zu verteilen. Eine Weitergabe unserer Mittel an die dortigen Kommunen oder an Dachorganisationen der Landwirtschaft schied letztlich aus, weil dies entweder nicht deren Aufgabe war oder – so Hinweise unserer griechischen Partner – das Risiko bestand, dass ein Teil der Spenden nicht vollständig und direkt die Notleidenden erreichen würde.
Dann kam uns ein Zufall zu Hilfe: Aktive des Vereins lernten anlässlich eines Seminars in Limni Sozialarbeiter:innen der griechischen Organisation IASIS kennen. IASIS ist eine in ganz Griechenland tätige, mittelgroße gemeinnützige Organisation. Die örtlichen Mitarbeiter:innen von IASIS auf Euböa hatten auch schon Kontakt zu Menschen in der Region gehabt, die durch den Brand geschädigt waren. Unsere Ziele passten gut zusammen.
Wir schlossen daraufhin mit IASIS einen Kooperationsvertrag über die Nothilfe wegen der Schäden durch die Brandkatastrophe ab. Der gemeinnützige Verein Respekt für Griechenland ist in dieser Kooperation nicht selbst tätig, sondern wirkt als Förderverein gemäß § 58 Nr. 1 AO und übergab in zwei gleichen Raten insgesamt 20.000 € an IASIS (am 10. 12. 2021 und am 26. 1. 2022). Im § 3 des Vertrages (deutsche Übersetzung) heißt es zum Zweck:
„Die vom Verein RfG bereitgestellten Geldmittel sollen vorrangig eine Nothilfe für unmittelbar betroffene Personen sein, die durch die Brandkatastrophe existenzbedrohende Schäden erlitten haben; sie sollen helfen, das Überleben von Tieren zu sichern, die zu dieser Kulturlandschaft gehören; sie sollen für handwerklich-technische oder landwirtschaftlich-gärtnerische Maßnahmen eingesetzt werden, um eine weitere Zerstörung des Bodens zu verhindern bzw. eine Regeneration und Begrünung der Landschaft zu ermöglichen.“
Die bereitgestellten Gelder wurden eingesetzt für Tierfutter, Baumaterial und Arbeitsgeräte. Die Verteilung erfolgte am 5. Februar 2022 im zentralen Ort Kehries. Material und Empfänger wurden mit dem Verein abgestimmt; dabei ermittelten die Mitarbeiter:innen von IASIS den passenden Bedarf. Als Beispiel:
„Xy(Name der Person) has lost 4 beehives; it will cost around 400 € to replace these (beehives including new bees); please hold back the 400 € until spring to pay for the new beehives then; I am in contact with his son and he has informed me that it would be best to wait until spring with replacing the beehives.“
Da sich mehrere Bauern ähnlich äußerten, wurde vereinbart, 3.000 € zurückzuhalten und für den Kauf von Bienen und Bienenstöcken im April zu verwenden. So geschah es.
Aus der gesamten Spendensumme wurden verbliebene Mittel von 2.900 € vom Verein direkt im Februar und März 2022 an zwei Bauern für Tierfutter (2150 €) und 750 € für Stallbau verwandt.
Ein zusammenfassender Bericht zum ganzen Projekt wurde im Newsletter Februar 2022 des Vereins publiziert.
Reiner Schiller-Dickhut (Vorstand „Respekt für Griechenland“) September 2022
(1) „Der Verein fördert außerdem mildtätige Zwecke im Sinne des § 53 AO. Der Verein verfolgt seine Zwecke insbesondere durch …. e) die Gewährung von Hilfen für hilfsbedürftige Personen in Griechenland…“