Der folgende Artikel von Madlien Wienberg erschien unter dem gleichnamigen Titel in der Griechenland Zeitung (GZ) in der Ausgabe Nr. 575 vom 26. April 2017, S. 12
In Berlin wurde 2016 der Verein „Respekt für Griechenland“ gegründet. Eine der InitiatorInnen ist Hilde Schramm. Bei ihr erkundigte sich die GZ über die Arbeit des Vereins.
Seit im März 2015 die Initiative „Respekt für Griechenland“ ins Leben gerufen und im Juni 2016 der dazugehörige gemeinnützige Verein gegründet wurde, haben sich einige Freiwillige gefunden, die nach Griechenland reisen und vor Ort helfen möchten. „Jedenfalls erhalten wir weit mehr Bewerbungen als wir Plätze haben“, erklärt Hilde Schramm, eine der InitiatorInnnen und Sprecherin des Vereins. Für das Projekt „Hostel WELCommon“ zum Beispiel, wurde im Herbst 2016 mit Hilfe vermittelter Freiwilliger eine ehemalige Klinik im Zentrum Athens renoviert und eingerichtet. „Inzwischen helfen andere Freiwillige mit, das anspruchsvolle Konzept dieser Flüchtlingsunterkunft zu realisieren“, so die mittlerweile 80-jährige Schramm.
Wer unbedingt helfen möchte und aufgrund besonderer Fähigkeiten und Sprachkenntnisse geeignet ist, bekommt bei Bedarf sogar finanzielle Unterstützung für Reisekosten und Verpflegung“. Finanziert werde das ausschließlich durch Spenden, sagt sie: „Wir erhalten dafür keinerlei öffentliche Förderung.“
Hilde Schramm, schon immer politisch aktiv, saß zeitweise für Bündnis90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Zudem setzte sie sich vor allem für die Friedensbewegung ein und wurde mit dem Moses-Mendelssohn-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Einsatz für eine Städtepartnerschaft
Neben der Flüchtlingsarbeit setzt sich der Verein auch für eine Städtepartnerschaft zwischen Athen und Berlin ein. Um eine „gute Zusammenarbeit von vielen Akteuren in zahlreichen Politikfeldern“ zu erreichen, sei der „Aufbau einer Städtepartnerschaft ‚von unten‘“ nötig. Dazu fand im vergangenen November zum Beispiel ein Studienbesuch zum Thema „Arbeit mit Geflüchteten in Berlin und Athen – Beispiele guter Praxis“ statt. „Die Gäste aus Athen interessierten sich besonders für die schulische Integration von jungen Flüchtlingen. Hier kann Berlin auf langjährige Erfahrungen mit jungen Migranten zurückgreifen.“ Zudem findet im Mai ein ähnliches Projekt statt, welches sich mit dem „Energiesparen an Schulen in Berlin und Athen“ beschäftigt.
Engagement aus politischen Gründen
Was einen direkten Bezug zu Griechenland betrifft, so sei das nur bei einigen Mitgliedern der Initiative bzw. des Vereins persönlich der Fall: Etwa familiärer Wurzeln wegen oder wegen eines besonderen Interesses an der Kultur des Landes, erklärt die Sprecherin. „Gemeinsam ist allen, die in unserem parteiübergreifenden Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern mitwirken, dass sie sich für Griechenland aus politischen Gründen engagieren.“ Vor allem kritisiert der Verein „das Spardiktat der EU unter der Führung Deutschlands mit seinen verheerenden Folgen für weite Teile der Bevölkerung“, und außerdem sei „die Bevormundung der griechischen Regierung unerträglich“. In 2016 sind rund 100.000 Euro Spendengelder zusammen gekommen, die sich aus Förderungen von Stiftungen, größtenteils aber aus Spenden von Privatpersonen ergeben.
Mit allen Projekten möchte der Verein erreichen, „dass es Griechenland ermöglicht wird, mit konstruktiver Unterstützung der EU sozialverträgliche und langfristig heilsame Wege aus der Krise zu finden“, erklärt Hilde Schramm abschließend. Die 35 Mitglieder von „Respekt für Griechenland“ unterstützen auch Selbsthilfe: Initiatoren kleinerer Hilfsprojekte können den Verein als „Dach“ nutzen und sich so Gehör verschaffen, um Spenden zu sammeln.
Madlien Wienberg