Bericht von Simon Imhäuser und Lars Limbach
Vom 3. bis 12. September 2024 setzten Schülerinnen und Schüler der AG Friedenserziehung-Geschichte der Hermann-Gmeiner-Realschule plus Daaden, begleitet von den Lehrern Lars Limbach und Simon Imhäuser, ein starkes Zeichen für Frieden und internationale Verständigung. Die 15- bis 16-jährigen Jugendlichen folgten den Spuren einer früheren Gruppe, die bereits im April des Vorjahres den Friedensgarten rund um die Gedenkinstallation des Künstlers und Architekten Amar Bašić angelegt hatte. Das Projekt wurde auch in diesem Jahr durch das Erasmus plus Konsortium der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz finanziert und unterstützt. Amar Bašić, der für den Verein „Respekt für Griechenland“ arbeitet, organisierte die Projekte vor Ort und hat als Künstler sowie Architekt maßgeblichen Anteil am freundschaftlichen Austausch der Nationen und der Arbeit gegen das Vergessen. Seine Vision und sein Engagement ermöglichten es den Jugendlichen, tief in die Geschichte und Kultur von Kommeno einzutauchen. Amar Bašić erstellte auch den Memory-Audio-Walk, der die Jugendlichen zu den Schauplätzen des Geschehens führte und ihnen die Ereignisse näherbrachte.
Diese Reise war geprägt von der Auseinandersetzung mit den brutalen Ereignissen, die sich am 16. August 1943 in Kommeno ereigneten, als die deutsche Wehrmacht in einer barbarischen Aktion das Dorf überfiel und 317 Zivilisten, Frauen, Kinder, Greise und Schwangere, ermordete. „Die Geschichten, die wir gehört haben, waren schockierend. Es ist schwer zu verstehen, wie Menschen so grausam sein können“, reflektierte die Schülerin Lara Randt tief bewegt.
„Wir standen da, wo die Menschen ihr Leben verloren. Das hat uns sehr berührt und zum Nachdenken angeregt“, erzählen Alexander Betz und Milo Trapp während einer der abendlichen Reflexionsrunden. Alle Jugendlichen arbeiteten auch aktiv im Friedenspark, pflegten die Anlagen und pflanzten neue Gewächse. „Es fühlt sich gut an, hier etwas Positives zu bewirken. Wir hinterlassen etwas Schönes in einem Ort, der so viel Leid erfahren hat“, sagte Jonas Groth, ein anderer Schüler der Gruppe. Die schweißtreibende Arbeit im Friedensgarten war zeitlich sehr umfangreich, und die Jugendlichen hoffen, dass ihre Mühen Früchte tragen werden. So wurde auch ein weiterer „Baum des Lebens“ (Granatapfelbaum) gesetzt, ähnlich dem, den die Vorgänger gemeinsam mit den griechischen Jugendlichen im Vorjahr gepflanzt hatten. „Es ist ein Privileg, Teil dieses Projekts zu sein und zu sehen, wie unsere Anstrengungen dazu beitragen, Brücken zu bauen und Verständnis zu fördern“, äußerte sich Tamme Klaas, ein weiterer Teilnehmer.
Die Einwohner von Kommeno machen die deutschen Jugendlichen in keiner Weise für die Ereignisse von 1943 verantwortlich. Vielmehr sind sie tief beeindruckt und dankbar dafür, dass sich die jungen Menschen für das Schicksal der Dorfbewohner interessieren und aktiv dazu beitragen wollen, die Erinnerung wachzuhalten und Positives daraus zu ziehen. „Wir wollen es besser machen“, ist das gemeinsame Streben, das von allen geteilt wird.
„Diese Reise hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich der Geschichte zu stellen und daraus zu lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten“, sagte Maria Bötcher, die durch das Projekt auch eine persönliche Veränderung zu ihrem heutigen Leben feststellt.
Die Reise führte auch zu einem weiteren Projekt von RfG, nach Pente-Ekklisies. Hierzu wurde die Gemeinschaft herzlich von Magdalena Resta-Petersdorff (Magdalena ist RfG-Aktivistin in Berlin und Pente-Ekklisies ist ihr Heimatdorf) eingeladen und noch herzlicher in Empfang genommen. Einen einmaligen Eindruck vom Fest der „Geburt Mariens“ am 8. September, bekamen die Gäste auf dem Klosterberg, auf dem sich über 1000 Menschen aus der ganzen Umgebung eingefunden hatten. „Wir werden diese besondere Einladung, die Feierlichkeiten, die Gastfreundschaft und die unkomplizierte Unterbringung im Schulgebäude nicht vergessen. Deshalb ein herzlicher Dank an den Ortsvorsteher Andonis Apostolou, an Magda und die Dorfgemeinschaft,“ so der Tenor der Gruppe. Aber auch das Schicksal seiner Bewohner unter der deutschen Besatzung, wurde allen Teilnehmern von Magda, Amar und einer noch lebenden Zeitzeugin vor Augen geführt.
Ebenso begab sich die Gruppe auf die Spurensuche jüdischen Lebens in der Stadt Ioannina, die das historische Bewusstsein der Schüler noch weiter schärfte. Hier führte Frau Adi Laraz und Herr Panos Vardaloukas sehr einfühlsam und fachkundig durch die tragische Geschichte der jüdischen Gemeinde, die am 24./25. Mai 1944 von den Deutschen deportiert wurde.
Ein kultureller Höhepunkt war die Teilnahme an einem Konzert griechischer Jugendlicher, gefolgt von einer gemeinsamen Tanzsession, bei der die deutschen Schüler traditionelle griechische Tänze erlernten. Eingeladen dazu hatte Dimitra Vlaxou, Mitglied des Vorstandes des Kulturvereines.
Diese Erfahrung, zusammen mit der unfassbaren Gastfreundschaft, die ihnen in den lokalen Tavernen zuteilwurde, und der Teilnahme an einem Back-Workshop vertiefte die kulturelle Verbindung und Freundschaft zwischen den deutschen und griechischen Jugendlichen. So lernte man, unter der Anleitung der beiden Ortsbewohnerinnen Lamprini und Maria, sowohl die griechischen als auch die deutschen Bezeichnungen und die Verarbeitung der Zutaten.
Des Weiteren hielt die deutsche Gruppe (darunter ausgebildete Schulsanitäter) einen Erste-Hilfe-Kurs auf Englisch für griechische Jugendliche und Dorfbewohner ab, was die praktische Seite ihrer Mission unterstrich und allen Beteiligten viel Spaß bereitete.
Die Einladung zur „Vor-Hochzeitsfeier“ des Vorsitzenden des Kulturvereins Kommeno, Panos Giotis, eine Geste von enormer symbolischer Bedeutung, war ein weiterer bewegender Moment der Reise. „Tags zuvor standen wir noch vor einem Haus, in dem am 16.08.1943 eine ganze Hochzeitsgesellschaft von den deutschen Soldaten ermordet wurde und heute sitzen wir hier als eingeladene Gäste und dürfen mitfeiern. Das macht ehrfürchtig, dankbar und eine Gänsehaut“, hält Hannah Odendahl während der Feier fest. Deshalb war diese Einladung für die Gruppe ein starkes Symbol dafür, wie weit die Beziehungen zwischen den Gemeinschaften gekommen sind.
Die Reise endete mit einem gemeinsamen Abschiedsfoto, das die tiefe Verbundenheit und die freundschaftlichen Bande zwischen den deutschen und griechischen Teilnehmern symbolisierte. „Diese Erfahrung hat mich verändert. Ich habe gelernt, dass Erinnerung und Frieden Hand in Hand gehen müssen“, resümierte Alina Brederlow. Als sichtbare Erinnerung bekamen die Jugendlichen von Panos Giotgis ein rotes T-Shirt mit dem Aufdruck: „Kommeno 2024“ geschenkt.
Die Verantwortlichen des Kulturvereins Panos Giotis, Dimitra Vlaxou, Kostas Antinou; die Lehrer Simon Imhäuser und Lars Limbach sowie Amar Bašić sind sich einig: „Das solche Begegnungen einen Vorbildcharakter für ein friedliches und freundschaftliches Miteinander der Völker haben können und hoffen auf weitere fruchtbare Begegnungen in der Zukunft.“
Wir sagen von Herzen „Efcharisto Poli!“ – für alle Gastfreundschaft, Unterbringung, warmherzigen Gespräche, die Freundschaft und damit auf ein baldiges Wiedersehen!
Sollten Sie mehr über diese Projektarbeit wissen wollen, können Sie sich an folgenden Terminen einen umfangreichen Einblick verschaffen: Am 08. November 2024 19:00 Uhr in der Gedenkfeier zur Reichsprogromnacht in der Ev. Barrockkirche in Daaden und am gleichen Ort am 17. November 2024 in der Gedenkfeier zum Volkstrauertag um 10:00 Uhr.