Käthe Kruse (Respekt für Griechenland) verliest die Grußbotschaft von Gerry Woop, dem Staatssekretär für Europa im Berliner Senat, anlässlich des 80. Jahrestages des Einmarsches der Wehrmacht in Griechenland.
Vor genau 80 Jahren, am 6. April 1941, marschierte die deutsche Wehrmacht in Griechenland ein. Die Brutalität der deutschen Besatzung – die schwere Zerstörung der Infrastrukturen, die grausamen Massaker und Kriegsverbrechen, an der Bevölkerung, darunter Frauen, Kinder und älteren Menschen, niedergebrannte Dörfer und Gemeinden auch mit dem Ziel, den Willen und Widerstand in der griechischen Bevölkerung gegen die Nazis zu brechen, die Deportationen von über 60 Tausend Jüdinnen und Juden aus Griechenland in die Vernichtungslager – hat sich bis in die Gegenwart in das kollektive Gedächtnis der Griechinnen und Griechen eingebrannt.
Noch heute sind die Gräueltaten von Wehrmacht und SS, aber auch der ungerechte Umgang mit Griechenland nach Beendigung der Besatzung und nach Ende des Krieges – und die damit verbundene unzureichende Auseinandersetzung über Fragen der Aufarbeitung und Wiedergutmachung – auch der jüngeren griechischen Generation präsent:
Und so sind es auch die mangelnde Aufarbeitung hierzulande und die unzureichende Auseinandersetzung über die Anerkennung von Entschädigungsleistungen, auch von individuellen Entschädigungen der Opfer, die eine Versöhnung aller Generationen maßgeblich erschweren.
Das brutale Vorgehen der Wehrmacht und SS in Griechenland – mit den Griechinnen und Griechen – muss stärker als bisher Eingang in die deutsche Erinnerungsarbeit finden und ein gewichtiger Teil unserer Erinnerungs- und Gedenkkultur auf Bundesebene werden.
Auch wir in Berlin werden unseren Beitrag dazu leisten. Wir brauchen eine stärkere Thematisierung und intensivere Auseinandersetzung in den Schulen, im Unterricht – und wir brauchen vor allem auch ein von der Bundesregierung initiiertes angemessenes Gedenken – und das nicht nur an diesem Tag.
Vor allem brauchen wir einen neuen Umgang hierzulande, einen neuen Umgang mit den Fragen zur Aufarbeitung und eine weitergehende Auseinandersetzung über die Fragen zur Anerkennung. Dies wären richtige Schritte auf dem Weg zur Versöhnung der Generationen und das wäre ein elementarer Beitrag zu einer auf Augenhöhe und Respekt beruhenden Freundschaft zwischen Griechenland und Deutschland.
In Berlin leben über 20 Tausend Griechinnen und Griechen, und weit mehr Menschen darüber hinaus, welche aus familiären Gründen eng mit Griechenland verbunden sind. Als Vertreter der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und als Europastaatssekretär möchte ich Ihnen – auch im Namen von Europasenator Dr. Klaus Lederer –, speziell an diesem Tag, meine tiefe Verbundenheit im Gedenken an die vielen Opfer und Leidtragenden der deutschen Besatzung in Griechenland sowie meine Verbundenheit mit ihren Hinterbliebenen und Nachfahren ausdrücken.
Lassen Sie mich abschließend sagen: Deutschland und die Bundesregierung müssen sich der politischen und moralischen Verantwortung stellen – und das 76 Jahre nach Kriegsende und mit Blick auf die Gräueltaten in Griechenland aufrichtiger als je zuvor – gegenüber allen Griechinnen und Griechen. Es geht auch um die Verantwortung gegenüber den Europäerinnen und Europäern, denn die Zukunft eines friedlichen Europas setzt Respekt und Anerkennung im gegenseitigen Umgang voraus.