Gedenkveranstaltung vom 06.04.2021: Begrüßung durch Panagiotis Matlis

Foto: Ralf Henning; Eröffnungsrede P. Matlis

Rede des Vorstandvorsitzenden der Hellenische Gemeinde zu Berlin e.V. Panagiotis Matlis anlässlich des 80 Jahrestages des Einmarsches der Wehrmacht in Griechenland

Was in Deutschland 1933 nicht geschah, ereignete sich Ende Mai 1941 auf Kreta, wo die gesamte Bevölkerung Widerstand gegen die Nazis leistete. Der Preis, den die Griechen für diesen Widerstand zahlten, war enorm.

Vom ersten Tag der deutschen Besatzung an fanden Vergeltungsmaßnahmen und Massenerschießungen statt: Mehr als eine halbe Million Griechen starben durch Erschießungen, Mord, Krankheiten und Hunger – allein daran starben bis zu 400 Menschen täglich. Mehr als 800 000 Menschen erlitten Behinderungen.

Die staatliche und private Infrastruktur wurde fast gänzlich, oft vorsätzlich, zerstört.

Der Reichswirtschaftsminister Walter Funk sagte: Griechenland ist wie kaum ein anderes Land durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Es ist ein Skandal, dass die deutsche Besatzungszeit in Griechenland der deutschen Öffentlichkeit immer noch kaum bekannt ist.

Die Großzügigkeit der Sieger beim Londoner Schuldenabkommen von 1953 ermöglichte der jungen Bundesrepublik ein rasantes Wachstum, das viel höher war als dass der meisten ihrer ehemaligen Kriegsgegner, darunter auch Griechenland.

Voraussetzung dafür war, die Vereinbarung, dass Deutschland zu seiner Verantwortung steht, wenn die Folgen des Krieges überwunden sind.
Deshalb galt bis 1989 die Devise „es ist noch zu früh“, nach 1990 hieß es jedoch „jetzt ist es zu spät“. Seit 1946 hat Griechenland wiederholt seine Forderungen vorgebracht. Weniger als ein Prozent wurden erfüllt.

Die Tatsache, dass das griechische Volk den Nachkommen der Täter gegenüber nicht nachtragend ist, bedeutet nicht, dass die Gräueltaten vergessen oder vergeben sind.

Die Forderungen Griechenlands sind gültig und aktuell.
Kriegsverbrechen verjähren nicht.